Editorial von Dr. Philipp Gut

    Liebe Leserin, lieber Leser

    (Bild: zVg)

    Das Leben verläuft in Zyklen – das merken wir jeweils deutlich zu Beginn eines neuen Jahres. Auch wenn 2023 schon ein paar Umdrehungen auf dem Zähler hat, will ich es nicht unterlassen, Ihnen alles Gute, Glück und Gesundheit zu wünschen. Verlag und Redaktion der «Umwelt Zeitung» freuen sich sehr, dass wir Sie zu unseren treuen Lesern zählen dürfen. Sie dürfen sich wiederum auf interessante Berichte, spannende Interviews und pointierte Kommentare freuen.

    Wenn einer etwas von Zyklen und Kreisläufen in Wirtschaft und Umwelt versteht, dann ist es der Aarauer Anwalt und Recycling-Pionier Andreas Röthlisberger. Er setzt sich seit über 30 Jahren für eine «echte Kreislaufwirtschaft» ein, wie er im Interview erläutert. «Alles redet heute über Kreislaufwirtschaft, und die meisten meinen damit das Recycling. Es herrscht die Meinung vor, wenn es uns gelinge, alles einem geordneten Recycling zuzuführen, was wir als Konsument, als Staat, als Wirtschaft verbrauchen, dann hätten wir die Kreislaufwirtschaft umgesetzt. Recycling ist zwar ein wichtiger Teil der Kreislaufwirtschaft, aber längst nicht der wichtigste», sagt Röthlisberger. Er kann das mit Zahlen und Fakten aus einer langjährigen Erfahrung belegen. Entscheidend sei es, schon ganz zu Beginn des Kreislaufs die richtigen Weichen zu stellen, indem wir möglichst schadstoff-freie Materialien verwenden. Hier gebe es noch viel zu tun, mahnt Röthlisberger. Er betont auch, dass es darum gehe, in der Kreislaufwirtschaft die Gesetze des Marktes spielen zu lassen.

    Dasselbe gilt auch für die Stromwirtschaft. Mein Co-Verleger Henrique Schneider befasst sich mit den immer wieder erhobenen Forderungen nach einem freien Strommarkt. Schneider stellt die Grundsatzfrage: «Kann man eine bessere Versorgung zu besseren Preisen in einem freien Markt für Strom erreichen, oder nicht?» Die Antwort lautet: Ja, aber dafür muss auch Wettbewerb herrschen. Dies sei in der Schweiz nicht gegeben, analysiert Schneider. Was heute als «Strommarkt» gelte, sei weit von Wettbewerb entfernt. Es gebe nur wenige Anbieter, teilweise herrsche sogar ein Monopol, und die Preise würden nicht differenziert. Im Beitrag meines Kollegen erfahren Sie, welche Lösungen es gibt, damit wir in Genuss der Vorteile eines wirklichen freien Strommarktes kommen.

    Das Umweltnaturabkommen, das kurz vor Weihnachten in Montreal verabschiedet worden ist, wird von vielen als Meilenstein im Kampf gegen die Naturzerstörung angesehen. Andere kritisieren die Folgen etwa für die produzierende Landwirtschaft. Die «Umwelt Zeitung» hat Jonas Schmid vom WWF Schweiz um einen Gastbeitrag gebeten – getreu unserer publizistischen Philosophie, das ganze Spektrum der umweltpolitischen Debatte abzubilden. Schmid kritisiert dabei den Ständerat: «Er will den Schutz der Biotope von nationaler Bedeutung streichen. Das würde bedeuten, dass in den für die Natur allerwertvollsten Gebieten zukünftig Energieanlagen geplant werden können. Diese Moore, Auen und Trockenwiesen machen nur gerade 2 Prozent der Schweizer Landesfläche aus, sind jedoch Heimat für einen Drittel aller bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Sie sind das Herz der Schweizer Natur.» Hier müsse der Nationalrat unbedingt korrigieren. Die Biodiversitätskrise sei mindestens so wichtig wie die Klimakrise: «Es geht um nichts Geringeres als um die Sicherung unserer Lebensgrundlagen.» Der Weg dahin sei noch weit. Immerhin bestünden nun klare Ziele, wohin die Reise gehe.

    Es freut mich schliesslich, dass ich Sie an dieser Stelle auf die neuste Ausgabe unserer TV-Sendung «Umwelt Zeitung Talk» aufmerksam machen kann. Ich unterhalte mich darin mit dem faszinierenden Zeitzeugen Roland Wiederkehr. Manche von Ihnen kennen ihn vielleicht noch aus seiner Zeit als Nationalrat für den Landesring der Unabhängigen. Wiederkehr hat darüber hinaus den WWF Schweiz aufgebaut und mit Michail Gorbatschow das Grüne Kreuz gegründet. Auch die Stiftung Road Cross geht auf seine Initiative zurück. Sie finden die Sendung auf unserer Website www.umweltzeitung.ch.

    Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Lektüre mit Ihrer «Umwelt Zeitung»!

    Ihr Dr. Philipp Gut,
    Verleger

    Vorheriger ArtikelGrenzen überwinden und Neuland betreten
    Nächster ArtikelKehrtwende für Haie in Aussicht, Rentiere fast aussichtslos