Chancen brauchen Freiraum

    Immer wieder wird die Nachhaltigkeit auf Umweltschutz reduziert. Manchmal wird darunter sogar nur der Klimaschutz verstanden. Das ist ein grober Irrtum. Nachhaltigkeit geht nämlich viel weiter.

    (Bild: pixabay) Damit die Chancen in der Nachhaltigkeit wahrgenommen werden, brauchen Unternehmen Freiraum.

    «Firmen, die beruflich ausbilden und gute Pensionskassen anbieten, sind an sich schon nachhaltig.» dabei übertreibt dieser Spruch nur ein wenig.  Denn Nachhaltigkeit ist die Verbindung der Dimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales zu einem Ganzen, sodass daraus Synergien entstehen. Wer ausbildet sorgt aber für das Soziale – und zwar in der langen Frist. Ebenso auf die Zukunft ausgelegt ist, wer seinen Mitarbeitern Sparen ermöglicht.

    Dieses integrierende Verständnis von Nachhaltigkeit ist mehr als nur eine Balance von Schutz und Nutzung. Es ist die Grundlage für Geschäftsmodelle, Wertschöpfungsketten und Innovation. Dabei ist Nachhaltigkeit als dynamischer Prozess zu verstehen: Sie entwickelt sich mit der Wirtschaft und Gesellschaft Schritt für Schritt.

    Klare Rahmenbedingungen
    Für die Wirtschaft ist die Nachhaltigkeit als Verbindung von Ökonomie, Ökologie und Sozialem eine Chance. Während es Sache der einzelnen Geschäftsmodelle ist, diese Chancen individuell zu ergreifen, brauchen Unternehmen klare Rahmenbedingungen und Spielregeln, namentlich in einem Politikbereich, in dem es leicht zu unübersichtlichen Situationen kommen kann.

    Diese Unübersichtlichkeit betrifft einerseits die Aufgabenteilung zwischen den Privaten und dem Staat inklusive seiner Unternehmen, und andererseits die Regulierungen auf den verschiedenen Ebenen des Staates – Bund, Kantone und Ämter. Dabei ist eine möglichst eindeutige Aufgabenteilung mit klar abgesteckten Verantwortungsbereichen anzustreben. Damit die Chancen in der Nachhaltigkeit wahrgenommen werden, brauchen Unternehmer Freiraum.

    Wettbewerb und Technologie
    Es ist unerlässlich, bei den regulatorischen Rahmenbedingungen auf Spielraum und Flexibilität für Private zu achten. Denn im Wettbewerb untereinander bringen sie sowohl Innovationen als auch die Umsetzung der Synergie von Schutz und Nutzung, der Nachhaltigkeit also, voran. Dafür ist eine weitgehend technologieneutrale Regulierung notwendig. Es ist an den Privaten, den Wettbewerb weiterzubringen und damit auch neue Geschäftsmodelle und Technologien zu entwickeln, auszuprobieren sind sie dem Markttest zu stellen.

    Das betrifft nicht nur vermeintliche «Umwelt-nahe» Branchen, sondern die ganze Wirtschaft. Denn alle wertschöpfenden Aktivitäten können nachhaltig sein, wenn sie das ökonomische, ökologische und soziale verbinden. Je offener der Wettbewerb und je mehr Technologien zum Zuge kommen, desto nachhaltiger können Geschäftsmodelle werden.

    Die Schweiz setzt traditionellerweise auf dieses integrierende Verständnis von Nachhaltigkeit. Es entspricht der Definition der Vereinten Nationen und hat damit auch eine politische Bedeutung. Die Verbindung dieser Dimensionen und die Schaffung von Synergien von Schutz und Nutzung bringt die Schweizer Wirtschaft voran.

    Subventionen, Lenkungsabgaben und verzerrende Regulierungen erschweren hingegen die Umsetzung des nachhaltigen Wertschöpfungspotenzials der KMU. Nachhaltigkeit braucht unternehmerische Freiheit, Risiko und Erfolg. Diese drei können nur in Marktprozessen wirklich umgesetzt werden.

    Henrique Schneider

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